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Der Dickdarm in der TCM

Aktualisiert: 28. Sept. 2023

Unser Darm - das Wunderorgan. Er liegt im Inneren und bekommt daher wenig bis keine Beachtung. Je länger je klarer wird jedoch, welch wichtige Aufgaben sich im Darm abspielen. Der ganze Verdauungsprozess beginnt im Mund. Die Lebensmittel nehmen idealerweise schon gut vorgekaut ihren Weg über die Speiseröhre, Magen, Zwölffinger-, Leer- und Krummdarm auf sich, bis sie als Brei im Dickdarm ankommen. Wenn bis dahin alles funktioniert hat, hat der Körper Vitamine, Mineralstoffe & Spurenelemente aus der Nahrung aufgenommen und der Dickdarm dickt die Masse so ein, dass sie jeden Morgen als «geformte Wurst» problemlos ausgeschieden werden kann. An der Verdauung beteiligt sind auch Organe wie Leber, Gallenblase, Milz und Pankreas. Es ist ein äusserst komplexer Vorgang.


Kombinieren wir jetzt die Menge, die während unseres Lebens den Verdauungstrakt passiert – rund 30 Tonnen Nahrung und 50'000 Liter Flüssigkeit – kann schon der Gedanke aufkommen, dass nicht immer alles rund läuft! Zusätzlich kommt der Faktor «Grösse» hinzu. Auf 400 – 500 m2 Fläche kann so einiges schief laufen…


Genauso gross wie der Darm ist, ebenso vielfältig können seine Beschwerden sein: Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall (mit und ohne Geruch), Verstopfung, Reizdarm, Leaky-Gut-Syndrom (Löcher im Darm), Nahrungsmittelunverträglichkeiten/Allergien, Bauchschmerzen, entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa.... Oft «gewöhnt» man sich an Beschwerden. Einige sind nur zeitweise oder latent da – es wird ihnen keine grosse Beachtung geschenkt.


Viele Darmbeschwerden können oft nicht klar dem Darm zugeordnet werden. Die Wissenschaft macht immer wieder neue Erkenntnisse: Die Darmgesundheit hat einen erheblichen Einfluss auf die psychische Stabilität des Menschen. Viele leiden jahrelang - ohne ersichtlichen Grund - an Stimmungsschwankungen, Ängsten, Depressionen. Weitverbreitete Probleme sind auch ständige Müdigkeit und Stress oder erhöhte Infektanfälligkeit... Genau so weit hergeholt scheint die Tatsache, dass der Darm Gelenk-, Rücken- oder Kopfschmerzen auslösen kann!

(Bild1)


Damit begeben wir uns auf’s Terrain der Chinesischen Medizin. Sie schaut alles viel differenzierter an. Wir befassen uns heute mit dem Dickdarm nach TCM – er wird mit der Lunge zusammen dem Metallelement zugeordnet. Das Hauptthema dieses Elementes: Aufnehmen und Loslassen.


Beim Dickdarm geht es hauptsächlich um den Aspekt vom Loslassen. Das ist naheliegend: Wir scheiden über ihn aus. Schauen wir dieses «Ausscheiden» etwas breiter an geht es nicht nur um das, was in Form von Stuhlgang unseren Körper verlässt. Im nicht körperlichen Bereich haben folgende Aspekte einen Zusammenhang:

· Können wir loslassen? Halten wir an unerträglichen Beziehungen, Emotionen, Gedanken und Situationen fest?

· Können wir vergessen?

· Sind wir übermässig an Besitztümern interessiert oder im Gegenzug so sparsam und geizig, dass es ebenso ungesund ist?

· Wie strukturiert sind wir? Unter- oder überstrukturiert, dem Perfektionismus verfallen?

· Wie sieht es mit Aufräumen aus – horten wir alles wie ein «Messie» oder sind wir so überordentlich, dass es auch abnormal ist?

Oft zeigen sich diese Aspekte 1:1 in der Darmtätigkeit und Stuhlkonsistenz.


Aus der APM Radloff wissen wir, dass der gute Fluss des Qi’s grundlegend an der Gesundheit beteiligt ist. Durch drei gekochte und warme Mahlzeiten pro Tag unterstützen wir diesen Faktor zusätzlich!


Was dem Dickdarm sehr oft zu schaffen macht sind:

· Rohkost

· Milchprodukte

· Vollkornprodukte

(Bild2)

In der Chinesischen Medizin werden Beschwerden differenziert angeschaut und individuelle Empfehlungen abgegeben. Nachfolgend einige Beispiele von Dickdarmbeschwerden inkl. Tipps dazu:


Verstopfung zeugt oft von Hitze. Oft beginnt das Problem schon im Magen durch thermisch zu heisse, scharfe und trockene Nahrung. Zu viel Gegrilltes, ein Übermass an Fleisch & Wurst, Alkohol sowie Tabak. Tipp: drei einfache gekochte Mahlzeiten pro Tag mit viel frischem Gemüse, idealerweise als Suppen oder Eintöpfe zubereitet. Über den Tag verteilt genug Wasser oder milde Kräutertees trinken. Hier sind unterstützend Kresse, Radieschen und Rettich eine gute Kombination.


Durchfall ohne Geruch zeigt eine insgesamt schwache Verdauung. In der TCM sind Milz/Pankreas einen Löwenanteil an der Verdauungstätigkeit beteiligt. Zeigt sich eine solche Schwäche, muss als erstes das Erdelement aufgebaut werden. Das geschieht wiederum mit drei gekochten und warmen Mahlzeiten am Tag. Diese sollen gut gewürzt sein, damit sich das Verdauungsfeuer entfacht. Kocharten wie braten & schmoren sind sehr wertvoll. Auf Rohkost und insbesondere rohe Gurken und Tomaten sowie Südfrüchte wird idealerweise komplett verzichtet. Ein Hafer-Porridge mit Beeren ist ein ideales Frühstück.


Akuter Durchfall durch eine Magen-Darm-Grippe: Dabei kann der Dickdarm von Hitze oder Kälte befallen sein. Super Mittel für beide Varianten ist eine pürierte Karottensuppe oder getrocknete Heidelbeeren, die vor den Einnehmen in Wasser eingelegt werden. Kommen solche akuten Durchfälle des Öfteren vor, sollten die Ernährungsgewohnheiten und der Lebensstil individuell angeschaut werden.


Durchfall mit Geruch (Feuchte Hitze) ist ein weitverbreitetes Thema. Der Geruch zeigt Hitze im Körper an, der Durchfall wiederum eine Schwäche der Milz und oder ein stagniertes Leber-Qi. Um dieses «Problem» loszuwerden, wird etwas Fingerspitzengefühl benötigt. Die Hitze muss ausgeleitet, das Qi besser zum Fliessen, die Milz aufgebaut sowie die Feuchtigkeit ausgeleitet werden. Es ist eine etwas komplexere Angelegenheit – aber durchaus machbar. Mit wiederum drei frisch gekochten Mahlzeiten pro Tag, Verzicht auf Milchprodukte, Zucker, Wurstwaren und grosse Fleischmengen kann gestartet werden. Die einfachen Mahlzeiten mit viel Gemüse mit Schalen von Bio-Zitrusfrüchten ergänzen für den verbesserten Qi-Fluss. Zum Frühstück ist hier ein Reiscongee die erste Wahl.


Der Reiscongee (siehe Bild 2) schützt den ganzen Verdauungsstrakt – er ist leicht verdaulich und mit seinem Schleim schützt er die einzelnen Abschnitte. Je nach Konstellation kann er mit Gemüse, wärmenden Gewürzen & Kräutern angereichert werden. Er ist ein ideales Frühstück oder auch mal einige Tage als Kur geeignet.


Zum Abschluss erwähne ich immer gerne: Mit jeder Mahlzeit wird der Körper beeinflusst – ob in Richtung Krankheit oder idealerweise Gesundheit!


Artikel wurde für das Fachmagazin"Radloff Magazin" 02/2020 geschrieben.


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